Die Kirche St. Georg Mühlhausen
Wilfried Leibold – Tuninger Str. 3 VS-Mühlhausen
Baugeschichte:
In einer Urkunde vom 26. März 1179 bestätigt Papst Alexander III. Güter in Mühlhausen samt Kirche daselbst als Besitz des Benediktinerklosters St. Georgen im Schwarzwald.
Auf der Rottweiler Pirschgerichtskarte des David Rötlin von 1564 ist für Mühlhausen eine Mühle und die Kirche eingezeichnet. Letztere zeigt einen Dachreiter. Über dem Torbogen der Eingangstüre zur Kirche steht heute die Jahreszahl 1715. Aus jener Zeit stammt der Turm mit Staffelgiebel und die jetzige Gebäudegröße. Der gotische Chorbogen und die Laibungen der Chorfenster weisen auf eine Vorgängerkirche hin. Deren schadhaftes Deckengewölbe wurde 1714 durch eine Balkendecke ersetzt . Auch das als Fragment erhaltene Sakramentshäuschen zeigt gotisches Zierat. Dazu gehörten die beiden Leuchterengel, die heute neben dem Chorkreuz hängen. - Die Mutter Anna Selbdritt, auch ein Werk der Spätgotik, wurde bis zur Reformation in der Trossinger Markuskirche verehrt. Von Mühlhausen zog vordem am Annatag - 26. Juli - eine Prozession dorthin.
Die Fenster im Kirchenschiff zeigen barocke Formgebung. Mit dem Umbau 1714/15 ließ Bauherr Pfarrer Raphael Wernz, aus Rottweil stammend, das Gotteshaus entsprechend ausgestalten. Den Hochaltar zierte ein Bild mit dem Thema „Die Wiederkunft Christi“. Auf den Nebenaltären war die „Anbetung der Hirten“ und die „Rückkehr der hl. Familie von Ägypten“ dargestellt. - Dieses Leinwandgemälde hat nach längerer Abwesenheit anlässlich der 800 –Jahrfeier 1979 wieder einen Platz im Kirchenschiff gefunden. Das Bildnis „Anbetung der Hirten“ wurde vor einigen Jahren vom Franziskanermuseum in Villingen aus Mühlhauser Privatbesitz erworben und restauriert . Das Hochaltarbild verbrannte 1926 bei einem Hausbrand. - Alle drei Bilder konnten Malern aus Rottweil zugeordnet werden. Im Erdgeschoss des Turms befindet sich der Grabstein von Raphael Wernz, 1669-1679 Pfarrer in Mühlhausen.
Neugestaltung ab 1864
Mit Pfarrer Johannes Betzler kam 1861 ein reformfreudiger Herr nach Mühlhausen. Im Dorf lebten damals knapp 300 Leute, fast alle katholisch. Dem Stil der Zeit entsprechend galt die barocke Ausstattung der Kirche als nicht mehr zeitgemäß. Die Kunstwerkstatt Johannes Nepomuk Meintel (1816-1872) in Horb erhielt den Auftrag für eine neugotische Ausstattung. Ein neuer Tabernakel zierte den Hochaltar, daneben waren zwei Engel in Gebetshaltung, links daneben der hl. Georg und rechts Katharina mit dem Schwert. Im Schrein der beiden Seitenaltäre standen links die Muttergottes und rechts Mutter Anna Selbdritt. Aufgeklappt zeigten die Flügel des linken Altars im Halbrelief die Bauernheiligen Leonhard und Wendelin, Diese beiden schmücken heute die linke Seitenwand des Kirchenschiffs. Der Seitenaltar auf der rechten Seite zeigte die hl. Barbara mit Turm und Kelch sowie die hl. Agathe mit einer Zange. Katharina wurde als Fürbitterin angerufen bei Hilfe in aller Not, Agathe gegen Feuer, Unwetter, Hungersnot und Frauenleiden. Beide Seitenaltäre kamen bei der Renovation um 1960 in Privatbesitz und fanden später noch Verwendung bei Fronleichnamsprozessionen. - Um 1872 wurden im Chor von St. Georg die bisherigen glasklaren Fenster ausgebaut und durch Farbfenster ersetzt. Hierbei wurden die einstigen gotischen Fensteröffnungen verkleinert. Künstler Heinrich Helmle aus einer berühmten Glasmalerfamilie in Freiburg gestaltete in drei spitzbogigen Fenstern die Geburt Christi, seine Auferstehung und Sendung des hl. Geistes.
Das Weihnachtsfenster – ca. 100 x 70 cm – konnte 1998 auf Veranlassung eines örtlichen ehrenamtlichen „Heimatpflegers“ renoviert werden. In der Weihnachtszeit kann man es in der linken Nische im Kirchenschiff unterhalb der Mutter Gottes bewundern.
Renovierung um 1960
Nach Pfarrer Eugen Mesle – 1934-1950 – betreuten Geistliche aus Deißlingen die Pfarrei Mühlhausen. Junge Pfarrer hatten ein „Problem“ mit der dunklen vollgestellten Kirche. Eine neue Renovierung stand an. Pfarrer Alfons Stegmaier konnte den Stiftungsrat über-zeugen und schritt zur Tat. Zuerst wurde die Kanzel – geschmückt mit Figuren der vier Evangelisten und Jesus - abgebaut. Im Chor wurden die ursprünglichen Fensteröffnungen wieder hergestellt, d.h. nach unten verlängert. Romuald Hengstler (1930-2003) schuf 1960 drei neue farbige Glasfenster mit den Themen – Christi Geburt – Auferstehung und Sendung des hl. Geistes. Dieser Künstler gestaltete auch das Georgsfenster (1971) und die doppelt verglasten Chorfenster (1972). Mittelpunkt der Katholischen Kirchen ist neben dem Altar der Tabernakel (Zelt Gottes). Hier wird das eucharistische Brot aufbewahrt, in dem die Anwesenheit Gottes verehrt wird. Dieser wurde damals neu angeschafft nach einem Entwurf von Bildhauer Heinrich Schneider in Rottenburg. Schneider schuf auch die 14 Stationen des neuen Kreuzwegs und den Altar. Dieser erhielt einen gemauerten Sockel mit einer Sandsteinplatte. Er stand zuerst erhöht im Chorraum. Nach dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) wurde die Eucharistiefeier in der jeweiligen Landessprache eingeführt und der Priester zelebrierte mit Blick zum Volk. So war es angebracht, die Altarstufen zu entfernen. Anlässlich der 800-Jahrfeier im Jahr 1979 erhielt der umgesetzte Altar seine Weihe durch den Erzabt der Beuroner Benediktiner Dr.Ursmar Engelmann.
Kirchenorgel
Bereits 1834 unter Pfarrer Benignus Maußer (1832-1843 im Ort) wurde in St. Georg eine Orgel eingebaut von Anton Braun in Spaichingen. Um 1900 erhielt die Firma Späth in Ennetach den Auftrag für ein neues Instrument. Bis 1958 war für dessen Betrieb ein Blasebalgtreter notwendig. Um 2002 stellte ein Orgelsachverständiger fest: Technisch und klanglich ungenügend. So reifte der Plan für die Anschaffung einer neuen Orgel. Schließlich gelang es, in Merklingen/Weil der Stadt ein gebrauchtes Instrument zu erwerben, das nach Meinung von Fachleuten für Mühlhausen geeignet wäre. Mit großem bürgerlichem Engagement schaffte es die Gemeinde innerhalb nur eines Jahres, das neue Instrument mit 9 Registern einzubauen und die räumlichen Umbaumaßnahmen schuldenfrei zu finanzieren. Die Kosten hierfür beliefen sich auf über 20 000 € . Originalton von Orgelbaumeister Klaus Grüble: „Die Orgel ist optimal auf die Gegebenheiten des Kirchenraums Mühlhausens abgestimmt.“ Die Einweihung erfolgte am 22. Juli 2006 unter Pfarrer Stefan Werner, 2005-2014 Pfarrer dahier.
Ökumene
Die evangelischen Christen in Mühlhausen sind der Schwenninger Paulusgemeinde zugehörig. Während um 1820 von damals ca. 250 Einwohnern 11 evangelisch waren, stieg der Anteil um 1955 bei 460 Einwohnern auf 130. Die sporadisch stattfindenden Gottesdienste hatten lange Zeit Gastrecht in der Stube eines Angehörigen evangelischer Religion. Am 20. Juli 1952 schließlich war der erste evangelische Gottesdienst in der Georgskirche. Unter Pfarrer Keller, 1953-1966 in der Schwenninger Pauluspfarrei, fanden in Mühlhausen erste ökumenische Adventsfamilienfeiern statt, damals im Gasthaus „Traube“. Unter seinem Nachfolger, Pfarrer Kurt Rommel (1966-1974), wurde diese Tradition fortgeführt und ausgebaut. Seit einigen Jahren sind Erntedank- und Jahres-schlussgottesdienste gut besuchte ökumenisch gestaltete Feiern.
Gemeinderäume im Pfarrhaus
Seit 1978 hat die katholische Gemeinde im Pfarrhaus - erbaut 1830 - eigene Gemeinderäume. Die Georgstube bietet Platz für ca. 30 Personen. Die Ministranten haben daneben ihren eignen Raum.
Friedhof bei der Kirche
Seit urdenklichen Zeiten fanden die Verstorbenen des Orts ihre „letzte Ruhe“ im Geviert des von einer Mauer umgebenen sogenannten „Kirchhofs“ - alte Bezeichnung für Friedhof. Dieser wurde nach der Eingemeindung zur Stadt Villingen-Schwenningen um den einstigen Obstgarten des Pfarrers erweitert und wird vom Städtischen Friedhofsamt betreut.
Muttergemeinde für Schwenningen und Tuningen
„Cuius regio – eius religio“ hieß es nach der Reformation: „Der Landesherr bestimmt die Kon-fessionszugehörigkeit“. Mühlhausen, als dem Gebiet der Reichsstadt Rottweil zugehörig, blieb katholisch. Schwenningen und Tuningen folgten dem Regenten in Württemberg und wurden evan-gelisch. Eine Pfarreibeschreibung für Mühlhausen von 1824 nennt in Schwenningen 109 Katholiken und in Tuningen 20 . Sie waren vom Pfarrer in Mühlhausen zu betreuen. Dieser hielt 1883 pro Jahr 16 Gottesdienste in einem Schwenninger Schullokal. Die Grundsteinlegung für St. Franziskus in Schwenningen war am 23. Mai 1892. An Ostern 1955 trafen sich katholische Gläubige in Tuningen erstmals zu einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche. Am 15. September 1968 konnte die eigene St. Anna-Kirche eingeweiht werden.
Gemeindeleben - Besondere Aktionen
Sternsinger – Ministrantenfreizeiten – Emmausgang am Ostermontag – Patrozinium an St. Georg – früher Annafest - Bittprozession nach Weigheim an Christi Himmelfahrt – Fronleichnam - Erntedank – Weihnacht – Krippenspiel - Silvester ökum. Jahresschluss –
Spendenkonto
Katholische Kirchenpflege Mühlhausen
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